Es wird immer deutlicher, dass Brustkrebs nicht gleich Brustkrebs ist. Wo früher Tumorgröße, Ausbreitungsmuster und Zellart unterschieden wurden, erlauben moderne Untersuchungsverfahren eine zunehmend genauere Typisierung des Tumors. Dabei wurde 2007 der Begriff des dreifach negativen Mammakarzinoms oder „triple negative breast cancer“ (TNBC) geprägt, um diesen Tumortyp gegen die Tumoren abzugrenzen, an deren Zelloberfläche spezifische Rezeptoren (Hormonrezeptoren (für Östrogen und Progesteron) oder HER2 (human epidermal growth factor receptor type 2)-Rezeptoren nachgewiesen werden können (Quelle: Senolog).
Die Einstufung als TNBC beruht auf der immunhistologischen Analyse eines invasiven Mammakarzinoms durch die Pathologie. Untersucht wird die Expression des Östrogenrezeptors (ER), des Progesteronrezeptors (PR) und des humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezepors 2 (HER2). Ein Karzinom gilt als tripelnegativ, wenn es keine therapierelevate Expression der drei genannten Marker aufweist. Die hierfür definierten Grenzwerte liegen für ER und PR bei weniger als 1% positiver Tumorzellen und für HER2 bei einem Scorewert unter 3+ (sofern keine Genamplifikation vorliegt). Etwa 15–20% der Mammakarzinome sind tripelnegativ.
Tripelnegative Mammakarzinome sind histomorphologisch und molekulargenetisch heterogen. Im Gegensatz zur immunhistologischen Definition der „dreifachen Negativität“ handelt es sich bei dem „basal-like“ Mammakarzinom um einen molekularen Subtyp des Mammakarzinoms, charakterisiert durch ein Genexpressionsprofil, das demjenigen basal-myoepithelialer Zellen der normalen Brust entspricht. Beide Bezeichnungen dürfen daher nicht synonym verwendet werden, obwohl der Großteil (bis zu 80%) der basalen Mammakarzinome tripelnegativ und umgekehrt ist.
Neue Untersuchungen bestätigen, dass bei Frauen mit triple negativem Brustkrebs die Prävalenz der BRCA 1 Mutationen höher ist. In der dreifach negativem Brustkrebs-Gruppe hatten bis zu 50% Mutationen im BRCA-1-Gen im Vergleich zu etwa 18% mit anderen Brustkrebsvarianten.
Eine Studie mit über 800 Frauen mit triple negativem Mammakarzinom erfasste deren familiäre Belastung und untersuchte die BRCA1/2-Mutationshäufgkeit in der Keimbahn. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Altersabhängigkeit bei der Häufgkeit des Mutationsnachweises: Je jünger die Patientin erkrankt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation. Sie liegt im Mittel bei etwa 10 Prozent oder höher bei Frauen, die bis zum 50. Lebensjahr erstmalig an einem triple negativen Mammakarzinom erkranken Die Wahrscheinlichkeit für eine BRCA1-Mutation ist häufiger bei jungen Patientinnen mit TNBC (44% bei < 40 Jahre, 27% bei 40–49 Jahre, 25% bei 50–59 Jahre, 12,5% bei 60–69 Jahre und 17% bei > 70 Jahre;). Interessanterweise ähnelt das Mutationsspektrum dem der serösen Ovarialkarzinome.
Eine genetische Beratung und Testung bei allen Brustkrebspatientinnen ≤ 50 Jahre mit TNB. ist zu empfehlen. In einer Untersuchung von 469 TNBC-Patientinnen, die sich einer genetischen Testung unterzogen, zeigte sich eine BRCA1-Mutations-Häufigkeit von 31% (BRCA2 6,8%). Bei Verwendung neuer molekularbiologischer Verfahren (myRisk Hereditary Cancer 25-Gen-Panel) zeigten sich bei 3.413 Patientinnen mit triple negativem Brustkrebs im Vergleich mit 22.890 Patientinnen mit anderen Typen von Brustkrebs 100,8% mehr Mutationen als mit BRCA 1 und BRCA 2 Mutationstests allein.
Umgekehrt zeigt sich bei jüngeren Patientinnen mit BRCA1-Mutationen, dass etwa 75% der Brustkrebspatientinnen mit BRCA1-Mutation auch triple-negativ Tumoren aufweisen. Auf dem Boden von Next-Generation-Sequencing (NGS)-Analysen zeigen „basal-like“ Mammakarzinome und damit auch die meisten TNBCs ein von luminalen Tumoren abweichendes Mutationsspektrum mit häufigem Auftreten von TP53-Mutationen (über 80% vs. ca. 30 %) und seltenem Auftreten von PIK3CA-Mutationen (unter 10% vs. über 40%) als Hinweis für eine unterschiedliche molekulare Pathogenese. Anhand der Genprofile werden mittlerweile schon Subtypen des triple negativen Mammakarzinoms unterschieden. Die Bedeutung für die Therapie ist Gegenstand weltweiter Studien.
Die Besonderheiten des triple-negativen Mammakarzinoms im Vergleich zu anderen Mammakarzinom-Subtypen sind die bislang noch erschwerten therapeutischen Möglichkeiten. Trotz der Überlappungen mit anderen Subtypen definiert man es heute daher als eine gesonderte Form von Brustkebs, auch wenn die Terminologie nicht einheitlich ist. Da besonders junge Patientinnen davon betroffen sind, besteht dringlichster Handlungsbedarf.
Fazit: Das dreifach negative Mammakarzinom verhält sich biologisch aggressiv und tritt bevorzugt bei jüngeren Patientinnen auf. Besonders häufig finden sich bei diesen Frauen Mutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 (Quelle: Senolog).
Senolog – Senologie im Dialog – ist ein unabhängiges, werbefreies Informationsportal des Mammazentrums Hamburg am Krankenhaus Jerusalem für Patientinnen, Angehörige und Interessierte sowie für Ärztinnen und Ärzte mit besonderem Interesse an der Senologie. Frau Dr. med. Usha Peters unterstützt Senolog mit ihrer Expertise bei der Recherche in der Rubrik Genetik und Molekularbiologie.
Weitere Informationen zu unserer humangenetischen Beratung finden Sie hier und über die Möglichkeiten einer genetischen Diagnostik bei familiärem Brustkrebs können Sie sich hier informieren.