Eine gute Aufklärung über ihre Erkrankung kann Ängste mindern und die Lebensqualität von Brustkrebs-Patientinnen deutlich steigern. Auf diesen Zusammenhang weisen Wissenschaftler der Universitäten Köln und Bonn sowie der Deutschen Krebsgesellschaft in einer aktuellen Studie hin. Als erste Konsequenz haben die Forscher eine Art Checkliste erarbeitet. Damit können Betroffene beim Arztgespräch sicherstellen, alle für sie wichtigen Aspekte angesprochen zu haben. Die Arbeit wurde im Mai 2016 in der Zeitschrift „Patient Education and Counseling“ veröffentlicht. (Quelle: Senolog)
An der Studie nahmen Brustkrebspatientinnen im Alter von 65 bis 88 Jahren teil. Sie alle hatten sich gerade einer Brustkrebs-Operation unterzogen. Die Teilnehmerinnen wurden kurz nach dem Eingriff und 40 Wochen später gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Vier verschiedene Aspekte wurden untersucht:
- Wie leicht fiel es den Betroffenen, relevante Informationen zu ihrer Erkrankung zu finden?
- Konnten sie diese Informationen verstehen?
- Waren sie dazu in der Lage, ihre Vertrauenswürdigkeit zu beurteilen?
- Halfen ihnen die neuen Kenntnisse, Entscheidungen bezüglich ihrer Erkrankung zu treffen?
Gleichzeitig wurden die Patientinnen nach Ängsten im Zusammenhang mit ihrer Brustkrebs-Diagnose befragt. Weit verbreitet ist etwa die Sorge, die Krankheit könne fortschreiten oder – nach Abschluss der Therapie – wiederkehren. „Bis zu 70 Prozent aller Brustkrebspatientinnen leiden unter solchen Ängsten“, erklärt Prof. Dr. Nicole Ernstmann, die am Universitätsklinikum Bonn im Bereich Gesundheitskommunikation forscht. Bei manchen Betroffenen wird die Furcht so massiv, dass sie therapiert werden müssen. Eine wirksame Medizin gegen die Angst scheint den Ergebnissen der Studie zu Folge eine gute Aufklärung der Patientinnen zu sein: „Wir können Patientinnen unbegründete Ängste nehmen, indem wir sie besser über ihre Krankheit informieren“, folgert Prof. Ernstmann, neue Professorin an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn.
Nicht allen fällt es leicht im Gespräch mit ihrem Arzt nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Die Patientinnen wollen nicht dumm oder ungebildet wirken oder sie fürchten, die Geduld ihres Gegenübers in Weiß zu strapazieren. Es sei in erster Linie Aufgabe des Mediziners, diesem Problem zu begegnen und eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, betont Prof. Ernstmann. „Wir haben zudem inzwischen eine Art Leitfaden entwickelt, die Patientinnen mit in das Gespräch nehmen können und der die wichtigsten Fragen zur Brustkrebs-Erkrankung aufgreift.“ Sie empfiehlt zudem, möglichst nicht allein in das Arztgespräch zu gehen, sondern einen guten Freund, den Partner oder einen Verwandten mitzunehmen. Erfahrungsgemäß hätten Begleitpersonen weniger Probleme damit, bei Unklarheiten nachzufragen oder noch offene Fragen anzusprechen. „Insgesamt zeigt unsere Arbeit, wie enorm wichtig eine angemessene medizinische Aufklärung für die Lebensqualität schwer kranker Menschen ist“, sagt Prof. Ernstmann. (Quelle: Senolog)
Kommentar Gemeinschaftspraxis für Humangenetik:
Die Diagnose einer familiären Krebserkrankung verändert den Alltag von Betroffenen und Angehörigen grundsätzlich. Patienten und ihre Familien stehen vor vielfältigen Herausforderungen im Alltag, die oft als erhebliche Belastungen erlebt werden. Aus diesem Grund haben wir uns bereits sehr früh auf die genetische Beratung und Diagnostik bei familiären Tumorerkrankungen spezialisiert, v. a. bei hereditärem Brust- und Eierstockkrebs und zudem in unserer Praxis eine psychoonkologische Sprechstunde eingerichtet.
Unsere Fachärztin für Humangenetik Frau Dr. med. Saskia Kleier hat sich intensiv mit diesem Thema beschäftigt und publizierte den Beitrag “Erbliche Tumoren – psychischer Stress” in der Zeitschrift Geburtshilfe und Frauenheilkunde.