Jahrzehntelang blieben Chemotherapien und Operationen zur Behandlung von Krebserkrankungen alternativlos. Inzwischen werden klassische Zytostatika mit PARP Inhibitoren kombiniert, wodurch sich die Behandlungsergebnisse für bestimmte Tumorarten verbessern. Soeben erhielt der erste PARP Inhibitor für Bauchspeicheldrüsenkrebs seine Zulassung. Zusammen mit einem Gentest optimiert er Diagnostik und Therapie.
PARP-Inhibitoren bezeichnen eine relativ neue, noch kleine Gruppe von Arzneistoffen, die zur Behandlung von verschiedenen Krebserkrankungen eingesetzt werden. Sie werden gewöhnlich als Tablette verabreicht. In den letzten Jahren setzten Mediziner sie vorrangig in der Behandlung von Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) und Mammakarzinomen (Brustkrebs) ein. Weil sie dort ihren Nutzen nachwiesen, wird ihr Einsatz nun schrittweise auf andere Tumorerkrankungen ausgeweitet. Seit 2020 steht mit dem Medikament Olaparib auch in Deutschland der erste PARP Inhibitor zum Einsatz gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) zur Verfügung. Beim Pankreaskarzinom handelt es sich um einen äußerst bösartigen Tumor, der sich bislang nur sehr schwer behandeln ließ. Wie die kürzlich im renommierten New England Journal of Medicine publizierte Phase-III-Studie POLO aufzeigt, verlängert Olaparib das progressionsfreie Überleben von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom deutlich. PARP-Inhibitoren werden vorrangig als ergänzende oder unterstützende Maßnahme (Erhaltungstherapie) eingesetzt, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, ohne die Lebensqualität zu verringern.
So wirken die Inhibitoren
BRCA1 und BRCA2 bezeichnen menschliche Gene, die zur Unterdrückung von Tumoren beitragen. Sie tragen einen Codierungsplan für Proteine – den „Arbeitspferden“ der Zellen – in sich, die natürliche DNA-Doppelstrangbrüche, die im Zuge der Zellteilung des Körpers auftreten können, reparieren. Mutieren diese jedoch durch einen Gendefekt, ist ihre Schutzfunktion ausgehebelt. Zugleich erhöhen defekte BRCA Gene die Entstehung von diversen Tumorarten. Die Inhibitoren stemmen sich den Tumorzellen entgegen, indem sie die Enzyme PARP1 und PARP2, die in verschiedener Form bei der Reparatur von geschädigter DNA eine Rolle spielen, hemmen. Durch diese Blockade tragen sie dazu bei, defekte und entartete Krebszellen weiter zu schädigen, so dass diese absterben und das Tumorwachstum zum Erliegen kommt – anstatt sich weiter auszubreiten.
Gentest verschafft Klarheit
Um zu erkennen, ob die BRCA Gene geschädigt sind, empfiehlt sich ein Gentest. Er ergänzt die Diagnostik, sichert den Befund ab und sollte auch in der Therapieplanung einen festen Platz erhalten. In vielen Fällen bietet er einen therapeutischen Zusatznutzen. Denn seine Ergebnisse ermöglichen eine fundiertere Entscheidung für die Auswahl und Wirkung der medikamentösen Therapie. Der Einsatz von Olaparib setzt deshalb einen Gentest voraus. Dies gilt insbesondere für
- Karzinome der Eierstöcke, der Eileiter oder des Peritoneums (Membranauskleidung des Bauchs), welche schnell wachsend („high grade“) sind sowie rezidivierte (zurückgekehrte) Karzinome, deren Umfang unter einer platinbasierten Chemotherapie zunächst schrumpfte oder gar verschwand und fortgeschrittene Karzinome mit mutierten BRCA1 und BRCA2 Genen, die zunächst auf eine platinbasierte Chemotherapie gut ansprachen
- fortgeschrittenen Her2neu negativen Brustkrebs oder für Patientinnen mit Mutationen in BRCA1- oder BRCA2-Genen, die mit bestimmten Brustkrebsarzneimitteln behandelt wurden, wenn diese Arzneimittel nicht mehr wirken oder nicht geeignet waren
- die weitere Behandlung von metastasiertem (auf andere Körperbereiche ausgebreiteten) Bauchspeicheldrüsenkrebs mit mutierten BRCA1- oder BRCA2-Genen, der sich nach einer mindestens 4-monatigen platinbasierten Chemotherapie nicht verschlimmerte.
Zudem vermögen Gentests die Prävention zu verbessern und ermöglichen in vielen Fällen eine genauere Risikoabschätzung. Je früher eine Krebserkrankung diagnostiziert wird, desto besser die Vorsorge- und Therapiemöglichkeiten. Deshalb eigenen sich Gentest besonders für Frauen und Männer, die ein erhöhtes Erkrankungsrisiko in sich tragen. „Das betrifft alle Menschen, durch deren Familiengeschichte sich eine ungewöhnliche Häufung von Krebsarten zieht. Denn in dem Fall steigt ihr Risiko, Erbträger einer familiär bedingten Krebserkrankung zu sein“, erläutert die Humangenetikerin Dr. med. Astrid Preuße.
Rund 7% aller Bauchspeicheldrüsenkrebs-Patienten weisen eine Keimbahnmutation in den BRCA-Genen 1 und/oder 2 auf. Damit sind Mutationen gemeint, die in allen Körperzellen konstitutiv vorliegen und über die Keimzellen von Generation zu Generation weitervererbt werden. Träger von Keimbahnmutationen gehören also zu einer Hochrisikogruppe, deren Erkrankungsrisiko sich präventiv mit einem Gentest bestimmen lässt. Im Gegensatz hierzu stehen die somatischen Mutationen. Diese Mutationen treten spontan in Zellen der unterschiedlichsten Gewebe auf und sind auf jene beschränkt. Meist sind somatische Mutationen die Ursache für Tumorerkrankungen der betroffenen Gewebe und Organe. Diese Mutationen sind im betroffenen Zielgewebe diagnostisch nachweisbar und werden nicht vererbt. Aktuell ist offen, wie Pankreaskarzinompatienten mit somatischen BRCA-Mutationen behandelt werden könnten.
Auch Menschen ohne familiäre Vorbelastungen steht ein Gentest grundsätzlich offen.
Gentests haben sich als ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu individuelleren Therapiestrategien erwiesen. Damit stellen sie einen wichtigen Fortschritt in der gegenwärtigen Medizin dar, der bis vor kurzem der Bevölkerung noch nicht zugänglich war.
Unser Angebot
Um Patienten so schnell wie möglich Gewissheit zu verschaffen und ihnen eine optimale Therapie zu ermöglichen, kommt es auf Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit an. Deshalb bieten wir Ihnen eine Schnellanalyse (Fast-Track-Verfahren) an. Wir liefern Ihnen die Ergebnisse unserer genetischen Analyse je nach Probeneingang innerhalb von 14 Tagen.
Unter festgelegten Voraussetzungen übernehmen die gesetzlichen Kassen die Kosten für den Gentest. Gerne informieren und beraten wir Sie darüber. Vereinbaren Sie mit uns einen Termin unter +49 (40) 43 29 26 0