Analysenspektrum Molekulargenetik

Usher-Syndrom – Paneldiagnostik

OMIM: 276900, 276901, 605472, 276904, 601067
Diagnostik:

Sequenzierung und CNV: ABHD12, ADGRV1, ARSG, CDH23, CEP250, CEP78, CIB2, CLRN1, HARS1, MYO7A, PCDH15, PDZD7, USH1C, USH1G, USH2A, WHRN

Material:

2 ml EDTA-Blut

Analysezeit: 6-8 Wochen
Formulare:  

Das Usher-Syndrom ist eine autosomal rezessiv vererbte Hörsehbehinderung und klinisch gekennzeichnet durch eine sensorineurale Hörstörung oder Gehörlosigkeit häufig von Geburt an, kongenitale vestibuläre Dysfunktionen (durch Störungen des Gleichgewichtsorgans bedingt) und einen, sich später entwickelnden, progredienten Verlust des Sichtfeldes, verursacht durch Retinopathia pigmentosa (Netzhauterkrankung, Retinitis pigmentosa).

Die Prävalenz wird auf 1:6000 geschätzt. Das Usher-Syndrom macht circa 8% aller Fälle von Hörschädigungen im Kindesalter aus und ist die häufigste Ursache der erblichen Blind-Taubheit. Die Prognose wird durch den fortschreitenden Sehverlust bestimmt. Fast alle Patienten erblinden zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Drei klinische Formen des Usher-Syndroms werden unterschieden:

Typ USH1
ca. 40% der Fälle, Bezeichung USH1, kongenitale, nicht progrediente Gehörlosigkeit von Geburt an, Retinopathia Pigmentosa überwiegend in früher Kindheit eintretend, einige Patienten zeigen schwere Gleichgewichtsstörungen. (Hauptgene: MYO7A (ca. 55% aller USH1) und CDH23 (ca. 15% aller USH1))

Typ USH2
ca. 60% der Fälle, Bezeichnung USH2, prälinguale, moderat bis schwere, gleichbleibende bis langsam progrediente Schwerhörigkeit von Geburt an, Retinopathia Pigmentosa, variabler Beginn, einsetzend ab der Pubertät, keine Gleichgewichtsprobleme.  (Hauptgen: USH2A (ca. 55% aller USH2))

Typ USH3
<3% der Fälle, Bezeichnung USH3, normal hörend geboren, fortschreitender Hörverlust im frühen Erwachsenenalter bis hin zur Taubheit, in der Hälfte der Fälle mit vestibulären Störungen assoziiert, Retinopathia Pigmentosa oft einsetzend ab der Pubertät.

 

Die Betreuung der kombinierten Taubheit und Blindheit erfordert ein interdisziplinäres Expertenteam. Patienten mit schwerer, angeborener Schwerhörigkeit erhalten häufig ein- oder beidseitige Cochleaimplantate, da es ohne ein Implantat typischerweise nicht zur Sprachentwicklung kommt. Entscheidend ist hierbei eine möglichst frühe Diagnosestellung, da Implantate wirksamer sind, wenn sie frühzeitig eingesetzt werden. Typische Symptome einer Retinopathia Pigmentosa sind Nachtblindheit, Blendungsempfindlichkeit, Farbsehstörungen, herabgesetztes Kontrastsehen und eine langsam fortschreitende Einschränkung des Gesichtsfeldes bis hin zu einem sogenannten Tunnelblick, was in einem späteren Stadium je nach Usher-Subtyp zur Erblindung führen kann. Wesentlich dabei ist, dass der Krankheitsverlauf oft schleichend vorangeht und daher vom Betroffenen erst spät wahrgenommen wird. Für die Versorgung der Retinopathie werden Linsen mit Spezialfiltern empfohlen.

Indikation:

  • Verdacht auf Vorliegen einer hereditären Hörstörung
  • progressiver Verlust des Sichtfeldes unklarer Ätiologie
  • Gleichgewichtsstörungen unklarer Ätiologie
  • familiäres Vorkommen

Eine frühzeitige diagnostische Absicherung empfiehlt sich zur Prävention und zur Therapie von betroffenen Genträgern.

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