Analysenspektrum Molekulargenetik

CHARGE-Syndrom (CHD7)

OMIM: 214800
Diagnostik:

Sequenzierung und CNV: CHD7

Material:

2 ml EDTA-Blut

Analysezeit: 3-4 Wochen
Formulare:  

Das CHARGE-Syndrom (Synonym: Hall-Hittner-Syndrom) ist ein autosomal-dominant vererbtes Fehlbildungssyndrom, das in den meisten Fällen sporadisch mit einer Häufigkeit von ca. 1:10.000 auftritt. Das englische Akronym „CHARGE“ fasst die klassischen klinischen Zeichen des Syndroms zusammen.

Typisch für das CHARGE-Syndrom sind:

C:      Coloboma (Kolobom, Spaltbildung im vorderen Augenabschnitt)
H:      Heart Defect (Herzfehler)
A:      Atresia Choanae (Choanalatresie, Verschluss der Verbindung zwischen Nase und Rachen)
R:      Retarded Growth (Wachstums- Entwicklungsverzögerung)
G:      Genital Hypoplasia (genitale Hypoplasie, Genitalfehlbildungen)
E:      Ear Anomalies or Deafness (Schwerhörigkeit und Ohranomalien)

Nach aktueller Einteilung durch Verloes et al (2005) kann das CHARGE-Syndrom klinisch beim Vorhandensein verschiedener Haupt- und/oder Nebenkriterien diagnostiziert werden:

Hauptkriterien
1) Kolobome
2) Choanalatresie
3) Hypoplastische Bogengänge im Innenohr

Auswahl häufiger Nebenkriterien
– Dysfunktion des Rhombenzephalon (Fehlbildungen/Funktionsstörungen des Hirnstamms)
– Hirnnervenanomalien
– Innenohrschwerhörigkeit
– Herzfehler (z.B. Fallotsche Tetralogie)
– Speiseröhrenfehlbildungen (z.B. Ösophagusatresie)
– Trachealfisteln
– Lippen,- Kiefer,- Gaumenspalte
– Funktionsstörungen von Hypothalamus/Hypophyse
– Kleinwuchs
– Entwicklungsverzögerungen
– mentale Retardierung
– Störungen der Genitalentwicklung
– Anomalien von äußerem oder Mittelohr
– charakteristisches CHARGE-Gesicht

Nebenkriterien sind seltener und weniger spezifisch. Die klinische Variabilität auch der kognitiven Entwicklung ist groß. Verhaltensauffälligkeiten sind häufig. Die Diagnose trifft zu, wenn drei Hauptkriterien oder zwei Haupt- und zwei Nebenkriterien vorliegen.
Die Therapie ist symptomatisch und  beinhaltet vornehmlich die chirurgische Korrektur der verschiedenen Fehlbildungen v.a. im Neugeborenalter bei Vorliegen lebensbedohlicher Herzfehler bzw. bei Choanalatresie oder Vorliegen einer Tracheo-ösophagealen Fistel. Bei intensiver Betreuung durch Eltern, medizinische und pädagogische Spezialisten kann sich ein Kind mit CHARGE-Syndrom im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten gut entwickeln.

Das autosomal-dominant vererbte CHARGE-Syndrom wird verursacht durch Mutationen im CHD7-Gen (8q12.2), die häufig de novo ohne erblichen Hintergrund auftreten. Auf Grund der hohen Neumutationsrate sind die Eltern betroffener Kinder meist vollkommen gesund. Da das Vorliegen eines Keimzellmosaiks nicht ausgeschlossen werden kann, besteht trotzdem auch bei diesen Paaren, ein geringes, empirisches Wiederholungsrisiko von ca. 1-2%.

Indikation:

  • klinische Zeichen für ein CHARGE-Syndrom (siehe Tabelle)
  • Verdacht auf Vorliegen einer hereditären Hörstörung
  • familiäres Vorkommen

Eine frühzeitige diagnostische Absicherung empfiehlt sich zur Prävention und zur Therapie von betroffenen Genträgern.

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