Analysenspektrum Molekulargenetik

Brugada-Syndrom – Paneldiagnostik

OMIM: 601144
Diagnostik:

Sequenzierung und CNV: ABCC9, CACNA1C, CACNB2, GPD1L, HCN4, KCND3, KCNE3, KCNE5, KCNH2, KCNJ8, RANGRF, SCN10A, SCN1B, SCN3B, SCN5A, TRPM4

Material:

2 ml EDTA-Blut

Analysezeit: 6-8 Wochen
Formulare:  

Das Brugada-Syndrom (BrS) ist eine seltene, genetisch bedingte Herzerkrankung und tritt mit einer Prävalenz von ca. 1:5.000-10.000 auf. Beim BrS handelt es sich um eine Ionenkanalerkrankung, wobei bestimmte Proteine der Herzzellen nicht funktionieren. Diese Zellen sind im Normalfall in der Herzwand lokalisiert und besitzen eine essentielle Rolle für den Ein- und Ausstrom der Natriumionen. Bei den BrS-Patienten ist dieser Ionenstrom gestört, was zu Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus führt. Diese Veränderungen sind durch rechtsventrikuläre Leistungsverzögerungen charakterisiert und zeigen sich im EKG in Form von dynamischen oder persistierenden ST-Segment-Hebungen in den Brustwandableitungen in V1-V2/3 (BrS Typ I-EKG).

Das angeborene BrS wird autosomal dominant vererbt und ist eine Erkrankung mit unvollständiger Penetranz. Das Krankheitsbild des BrS ist sehr heterogen und die Ausprägung variabel und reicht von vollkommen beschwerdefrei bis hin zu schweren Symptomen wie Synkopen oder dem plötzlichen Herztod. Das BrS ist für etwa 20% der Patienten mit plötzlichem Herztod und strukturell unauffälligem Herz verantwortlich. Die Erkrankung kann in allen Altersklassen auftreten, jedoch kommen die Herzrhythmusstörungen größtenteils erst nach der Pubertät vor. Insgesamt sind Männer deutlich häufiger als Frauen von einem BrS betroffen (8:1).

Bei dem überwiegenden Teil der Patienten ist die genetische Analyse unauffällig und die Diagnose erfolgt mittels EKG, worin die BrS Typ 1 charakteristischen Veränderungen nachgewiesen werden. Bei BrS-Patienten mit einem ersten unklaren EKG-Ergebnis (BrS Typ II und III) kann durch die intravenöse Medikamentengabe z.B. mit Ajmalin oder Flecainid ein typisches BrS Typ I-EKG hervorgerufen werden.

Bei etwa 30% der BrS-Patienten können molekulargenetisch Mutationen nachgewiesen werden, die zum Funktionsverlust des Ionenkanals führen. Bisher sind Mutationen in 22 Genen mit dem Krankheitbild BrS assoziiert. 20-30% der nachgewiesenen Mutationen bei Patienten mit einem BrS Typ I-EKG liegen in dem Natriumionenkanal-Gen SCN5A. Bei bis zu 10% der Patienten mit BrS Typ I-EKG liegen Mutationen in anderen Genen wie z.B. CACNA1C oder CACNB2 vor. Bei diesen Fällen handelt es sich häufig um Einzelfälle oder Segregationen in einer BrS-Familie.

Ensprechend der Schwere der Symptomatik des Patienten erfolgt die Behandlung. In Einzelfällen wird die medikamentöse Gabe von Betablockern oder Chinidin empfohlen. Bei BrS-Patienten die lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen aufweisen oder einen plötzlichen Herztod überlebt haben, ist die Implantation eines Kadioverter/Defibrillators unumgänglich.

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