OMIM: | 145600, 601887 |
Diagnostik: | Sequenzierung und CNV: CACNA1S, RYR1, STAC3 |
Material: | 2 ml EDTA-Blut |
Analysezeit: | 6-8 Wochen |
Formulare: |
Bei der malignen Hyperthermie (MH) handelt sich um eine pharmakogenetische Erkrankung der Skelettmuskulatur mit einer gestörten Ca2+-Regulation in Verbindung mit einem unkontrollierten Hypermetabolismus. Sie gilt als eine der gefährlichsten Komplikationen der Allgemeinanästhesie und wird durch bestimmte volatile Anästhetika und durch depolarisierende Muskelrelaxantien wie Succinylcholin ausgelöst.
Unbehandelt endet sie in 80% der Fälle tödlich. In nahezu allen Fällen tritt die erste Manifestation der MH, Tachykardie und Tachypnoe, im OP auf. Dabei ist die klinische Erscheinungsform sehr variabel und reicht von der abortiven Form mit nur einem oder wenigen Symptomen oder einer geringen Ausprägung verschiedener Symptome über moderate Verlaufsformen bis hin zur fulminanten MH-Krise. Die Prävalenz der malignen Hyperthermie liegt in Deutschland bei ca. 1 : 2.000 bis 1 : 3.000.
Verursacht wird die maligne Hyperthermie v.a. durch Mutationen in den Genen RYR1 (Ryanodinrezeptor 1) und CACNA1S (alpha-Untereinheit des muskulären Dihydropyrin-sensitiven spannungsabhängigen Calciumionenkanals) deren Produkte am Calciumstoffwechsel der Skelettmuskelzellen beteiligt sind. Der Ryanodinrezeptor sorgt für die Freisetzung von Calcium aus dem sarkoplasmatischen Retikulum in der Muskelzelle, was letztendlich die Muskelkontraktion bewirkt. Im Falle der malignen Hyperthermie führt ein Defekt zu unkontrollierten, intramuskulären Freisetzung von Ca2+-Ionen und damit zu einer anhaltenden Muskelkontraktion. Die Relaxationsphase, die mit der Rückresorption von Calcium in das sarkoplasmatische Retikulum einhergeht, fallen aus. Die Folge ist ein gesteigerter Zellstoffwechsel (Hypermetabolismus) mit konsekutivem massivem CO2-Anstieg, Gewebshypoxie, gesteigerter Wärmeproduktion und Laktatazidose. Unbehandelt kommt es zum Zelluntergang mit Anstieg der Creatinkinase (CK) und Myoglobinurie.
Die MH folgt einem autosomal-dominanten Erbgang. Dabei konnten bei ca. 70-80 % der betroffenen Patienten mit MH Mutationen im RYR1 identifiziert werden. Diese sind vorzugsweise in drei Hot-Spots der N-terminalen (Aminosäureposition 35 bis 614), zentralen (Aminosäureposition 2117 bis 2458) und C-terminalen Region (Aminosäureposition 3916 bis 4973) lokalisiert, können aber auch in den restlichen Abschnitten der gesamten kodierenden Region vorkommen. Mutationen in CACNA1S sind für ca. 1 % der MH-Fälle ursächlich.
NGS-Basispanel Maligne Hyperthermie (20,7 kb)
CACNA1S, RYR1
siehe auch
Myopathie, Central Core
Myopathie, Zentronukleäre
Myopathie, Nemaline
Neuromuskuläre Erkrankungen – allgemeine Informationen