Analysenspektrum Molekulargenetik

Stickler-Syndrom – Paneldiagnostik

OMIM: 108300, 604841, 184840, 614134, 614284
Diagnostik:

Sequenzierung und CNV: BMP4, COL11A1, COL11A2, COL2A1, COL9A1, COL9A2, COL9A3, LOXL3, LRP2

Material:

2 ml EDTA-Blut

Analysezeit: 6-8 Wochen
Formulare:  

Als Stickler-Syndrom (STL) bezeichnet man eine autosomal dominant oder autosomal rezessiv vererbte Bindegewebserkrankung (Kollagenopathie), die mit Gesichtsanomalien (Mittelgesichtshypoplasie), Augenschäden (juvenile Katarakt, Myopie, Strabismus, vitreoretinale oder chorioretinale Degeneration, Netzhautablösung, chronische Uveitis), Hörverlust (ca. 40% der Patienten), Gaumenspalte (ca. 40%), Gelenkbeschwerden (klinisches Bild einer früh manifesten Arthritis), Pierre-Robin-Sequenz (ca. 20%) und Mitralklappenprolaps (ca. 40-50% der Fälle) einhergeht.

Typisch ist eine, bereits in frühester Kindheit auftretende, hochgradige Kurzsichtigkeit. Die Hörstörung kann sehr variabel ausgeprägt sein von subklinisch bis hin zur Gehörlosigkeit. Zu den orthopädischen Veränderungen zählen Skoliose, Kyphose, Arthritis, Hypomobilität, Gelenkversteifung.

Die Prävalenz ist 1:7500. Die Symptome des Stickler-Syndroms sind häufig mild und variieren stark unter den Betroffenen. Die Prognose wird durch den Schweregrad der Symptome bestimmt. Die Therapie ist symptomatisch und basiert v.a. auf der regelmäßigen Überwachung durch einen Augenarzt, das Tragen eines Hörgerätes und eine regelmäßige Betreuung durch einen Orthopäden. Es werden klinisch fünf Formen des Stickler-Syndroms unterschieden:

Typ 1, ca. 75% der STL-Fälle, höchstes Risiko einer Netzhautablösung, Gen COL2A1 (12q13.11-q13.2), Erbgang autosomal dominant

Typ 2, ca. 6% aller STL-Fälle, klinisch dem STL-Typ1 ähnlich, zusätzlich perlenschnurartige Veränderungen am Glaskörper, Gen COL11A1 (1p21), Erbgang autosomal dominant

Typ 3 selten, Fehlen der Augensymptomatik, Gen COL11A2 (6p21.3), Erbgang autosomal dominant/autosomal rezessiv

Typ 4 selten, COL9A1 (6q12-q14), Erbgang autosomal rezessiv

Typ 5 selten, COL9A2 (1p33-p32), Erbgang autosomal rezessiv

Verursacht wird das Stickler-Syndrom durch Mutationen in mindestens 5 Genen COL2A1  (12q13.11-q13.2), COL11A1 (1p21), COL11A2 (6p21.3),  COL9A1 (6q12-q14) , COL9A2 (1p33-p32).  Patienten mit Mutationen in COL11A1 haben eine ausgeprägtere Schwerhörigkeit als Patienten mit COL2A1-Mutationen. In seltenen Fällen lassen sich auch Mutationen in weiteren  Genen nachweisen

Indikation:

  • Verdacht auf Vorliegen einer hereditären Hörstörung
  • Bindegewebserkrankung unklarer Ätiologie
  • typische klinische Zeichen für ein Stickler-Syndrom
  • familiäres Vorkommen

Eine frühzeitige diagnostische Absicherung empfiehlt sich zur Prävention und zur Therapie von betroffenen Genträgern.

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